Erfahrungen aus einer sechsmonatige Reise durch Mittel-, Südamerika und Afrika
Auf jeden Fall! Die richtige Vorbereitung ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen und unvergesslichen Abenteuer. Anbei ein paar Tipps - angereichert mit meinen Erfahrungen au seiner sechsmonatigen Reise von Los Angeles, via Mittel- und Südamerika nach Ushuai und dann von Kapstadt via Namibia, Sambia, Malawi, Tansania mach Mombasa in Kenia.
Gruppenbild vor einem offroad-Höllenritt in Mittelamerika.
Vorbereitung der Maschine:
Wartung und Inspektion
Überprüfe den Zustand deines Motorrades, einschließlich Reifen, Bremsen, Öl, Kette/Kardan und Beleuchtung. Ein kompletter Service vor der Abreise ist unerlässlich. Plane bei deiner Streckenplanung für weitere Reisen, wo Du ggfs. eine Inspektion unterwegs machen möchtest. Eine Möglichkeit sind Vertragswerkstätten der jeweiligen Hersteller oder aber auch freie Werkstätten. Banaler aber sinnvoller Tipp: Beachte für der Planung deiner Servicestops, dass du nicht ein Wochenende oder einen Feiertag erwischt!
Ersatzteile und Werkzeug:
Nimm wichtige Ersatzteile wie Zündkerzen, Schläuche und Kettenglieder mit. Auch ein sinnvoll bestückter Werkzeugsatz sollte nicht fehlen. Berate dich hinsichtlich der Mitnahme von Ersatzteilen mit deinem Händler. Er kann mitunter besser eingeschätzt, was wirklich notwendig ist. Auch wenn du Markenwerkstätten auf deiner Reise nutzen möchtest, nimm zumindest einen Reservesatz Bremsbeläge, einen Öl- und Luftfilter und Kupplungs- bzw. Bremshebel mit. Nicht immer ist sichergestellt, dass die Markenwerkstätten diese Ersatzteile vor Ort sofort verfügbar haben.
Anpassungen und Zubehör:
Installiere einen robusten Motorschutz, Handprotektoren und eventuell eine verstärkte Federung, um den Herausforderungen im Gelände besser gewachsen zu sein. Das hängt natürlich von dem jeweils gefahrenen Motorradtyp ab. Auch hier lasse dich von deinem Händler beraten.
Persönliche Ausrüstung:
Schutzkleidung:
Trage geeignete Schutzkleidung wie einen guten Helm, Protektoren, Handschuhe, Stiefel und wetterfeste Kleidung.
Gepäck:
Benutze stabile und wasserdichte Gepäcktaschen. Achte darauf, dass das Gepäck gut befestigt ist und die Balance des Motorrads nicht beeinträchtigt. Und hier der immer wieder gültige Hinweis - so wenig Gepäck wie möglich!. Ich brauche keine fünf Unterhosen zum wechseln! Wähle Merinowäsche - wasche sie abends und sie trocknet über Nacht in einem belüfteten Raum. Ich habe sechs Monate ein langärmliges Merinoshirt getragen, es jeden zweiten Abend gewaschen und morgens wieder angezogen. Niemand fühlte sich von mir „geruchs-belästigt“. Diesem Shirt sehe ich es nicht an, dass es sechs Monate „im Gebrauch“ war.
Und dann noch etwas sehr praktisches: Für längere Touren wähle ich Stiefel, die mir weitestgehend guten Schutz an den Knöcheln und dem Schienenbein bieten. Nun bin ich in diesen Stiefeln mehrere Monate unterwegs - das Duftklima in den Stiefeln kann da schon einmal die eine oder andere Kapriole schlagen. Auch bei denMenschen, die nun wirklich nicht zu Schweissfüssen neigen! Und hier mein Geheimtipp: „Käse“: https://bit.ly/4bSnkrW - Es funktioniert zu 100%. Morgens die Stiefel innen etwas pudern - saubere Sache!
Navigation und Kommunikation:
Ein GPS-Gerät oder eine gute Karte sind unerlässlich. Ein Kommunikationsgerät für Notfälle (z.B. Garmin InReach Mini2) kann ebenfalls lebensrettend sein. Aus Erfahrung neige ich in Sachen Navigation stets zu einer redundanten Lösung. Neben einem Navigationsgerät nutze ich z.B. die reine Satellitennavigation von GAIA auf dem Mobiltelefon. Mit ist es schon häufig passiert, dass das Kartenmaterial der Navigation nicht stimmte, der Weg nicht vorhanden oder falsch war. Ein Kontrollblick auf GAIA (arbeiten mit OpenStreets Maps) hat mich häufig gerettet.
So gut Google Maps in Europa auch ist - sei auf anderen Kontinenten sehr skeptisch, jeder von GoogleMaps empfohlenen Route bedingungslos zu folgen. Das ist mehr als einmal schief gegangen und endete im Schlamm!
Routenplanung:
Plane deine Route im Voraus, einschließlich Tankstopps und Übernachtungsmöglichkeiten. Berücksichtige den Schwierigkeitsgrad des Geländes und deine eigene Erfahrung. Überschätze dich nicht!
Wetterbedingungen:
Informiere dich über die Wetterbedingungen entlang deiner Route. Bereite dich auf unterschiedliche Wetterbedingungen vor. Eines habe ich auf meinen Reisen gelernt - bei Kälte und auch Regen - sieht zu, dass du etwas anhast, dass den Wind nicht durch deine Kleidung durchläßt. So z.B. eine zusätzliche Gorotex Jacke unter deiner Motorradjacke, wenn du z.B. einen laminierten Motorradanzug trägst. Ganz wichtig ist das bei den Handschuhen - auch hier als obere Schicht über den Handschuhen ein Überzieher, der den Wind abhält. Hier gibt es von Touratech eine tolle Kombination: https://bit.ly/3URs6ix Dazu mein Tipp - unter den Sommerhandschuhen dünne Merinohandschuhe tragen. Die gibt es z.B. von Icebreaker. Kälte kann dir dann nichts mehr anhaben.
Grenzübertritte und Dokumente:
Wenn du internationale Grenzen überqueren musst, vergewissere dich, dass du alle notwendigen Dokumente, Visa und Versicherungen dabei hast. Recherchiere im Web, wie das Prozedere des Grenzübertrittes ist. Ist einigen Ländern benötigst du zwingend ein „Carnet des Passage“. Das bekommst Du über den ADAC in München. Beachte, dass du je zu bereisendem Land eine unterschiedliche hohe Sicherheitsleistung hinterlegen musst. In Südamerika ist sie z.B. geringer als in Afrika. In diesem Fall wählst du den höheren Tarif - ansonsten musst du unterwegs ein neues Carnet beim ADAC in Auftrag geben. An sich kein Problem - aber der Versand zu dir kann herausfordernd sein.
Grenze zu Nicaragua - der mit Haaren bin ich. An dieser Grenze haben wir fast sechs Stunden verbracht. Laune nicht mehr messbar!
Ansonsten ist der Ablauf an Grenzen vielfach vergleichbar - zunächst reist du als Person ein, dann anschließend dein Motorrad mit den jeweiligen Zollformalitäten. Bei der Ausreise ist es genauso - erst der Mensch und dann das Motorrad. In der Hektik des Grenzübertritts kann man das eine oder andere schon einmal übersehen - die Quittung bekommst du dann bei der folgenden Grenze. Fehlen die die Zollpapiere für die Einreise oder sind sie gar mit einem Fehler behaftet, darfst du wieder zurückfahren und das nachholen. Beliebter Fehler ist die falsche Übertragung des Fahrgestellnummer (VIN) in die Zollpapiere.
Und achte bitte darauf, dass du Grenzübertritte spätesten mittags beginnst. Einerseits kann das eine aufwendige Prozedur sein (4 und mehr Stunden), andererseits haben die Grenzen Öffnungszeiten. Sind die überschritten, musst du vor der Grenze auf den folgenden Tag warten. Jedes Land erwartet von dir, dass du vor Ort für dein Motorrad eine Haftpflichtversicherung abschließt. Häufig „lungern“ an den Grenzen „fliegende Versicherungsvertreter“ herum, die dir eine Versicherung verkaufen wollen. Sei vorsichtig - informiere dich vorab, mit welchen Kosten du rechnen musst. Dann kannst du das Angebot besser einschätzen. Besser ist es immer, eine lokale Agentur aufzusuchen. Entweder unmittelbar an der Grenze, oder in einer der nächsten Städte.
Vermeide es, an der Grenze Geld zu wechseln. Du wirst garantiert übers Ohr gehauen! Sieh daher zu, immer ein paar Dollars als Reserve dabei zu haben. Und - kaum zu glauben - nimm nur glatte, saubere, nicht beschriebene und nicht geknickte Dollarnoten mit. Ich habe das eine oder andere Theater erlebt, wo meine „gebrauchten“ Dollarnoten nicht akzeptiert wurden.
Körperliche und mentale Vorbereitung:
Körperliche Fitness:
Ein gewisses Maß an körperlicher Fitness ist hilfreich, um lange Fahrtage und anspruchsvolles Gelände zu bewältigen. Das erste, was meistens weh tut, ist dein Hinteren. Gewöhne ihn mit einigen ausgedehnten Fahrten vorab an die anstehenden Strapazen.
Fahrsicherheitstraining:
Zur Verbesserung deiner Fahrtechnik ziehe ein spezielles Offroad-Training in Betracht. Aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Punkt zur Vorbereitung. Klar - mit nicht allen Situationen, die du trainierst, wirst du konfrontiert. Aber du weisst, du kannst es und gehst deutlich gelassener an die eine oder andere Situation heran.
By the way - durchfahre kein Gewässer, dass du nicht vorab inspiziert hast. Sei geduldig und schaue den Local mit ihren Mopeds zu, wo sie das Gewässer durchfahren. Die Strategie „Hoppla - jetzt komme ich“, kann und wird schief gehen.
Erste zaghafte und ehrfürchtige Wasserdurchfahrt. Hat für alle gut geklappt!
Und nun - das gilt auch für die ganz grossen Profis - fahre nicht alleine. Nie Nie Nie!
Ich denke, das bedarf keiner weiteren Erklärungen.
Psychische Verfassung:
Sei auf Herausforderungen und Rückschläge vorbereitet. Eine positive Einstellung und Flexibilität sind wichtig. Und wenn die Psyche mal „baden“ geht, mach Pause! Das klappt immer. Und setze dabei immer deinen Helm ab. Das hat zwar keinen besonderen Nutzen - es ist reine Psychologie. Helm ab ist Pause, Helm auf ist Fahrt! Glaube mir - das funktioniert.
Gesundheit und Sicherheit:
Erste-Hilfe-Set:
Ein sinnvoll ausgestatteter Erste-Hilfe-Set gehört in jedes Reisegepäck. Denke an deine Medikamente, die du täglich benötigst. Vergesse auf keinen Fall, etwas gegen Mücken mitzunehmen. Oder es dann vor Ort in dem Land zu kaufen, da dort dann die Mittel doch die Wirkungsvollsten sind. Aus Afrika habe ich noch eine Dose „Peaceful Sleep“. Gibt es hier in Deutschland nicht. Wird dort von den in Afrika lebenden Menschen eingesetzt. Wirkt ausserordentlich gut!
Medikamente und Impfungen:
Vergewissere dich, dass du über alle notwendigen Impfungen verfügst und deine Medikamente in ausreichender Menge dabei hast. Bedenke, dass manche Impfungen eine Vorlaufzeit benötigen. Also rechtzeitig drum kümmern!
Beschäftige dich für z.B. Afrika (ohne Südafrika und südliches Namibia) mit dem Thema Malaria Prophylaxe. Ich bin in Kapstadt zu einem lokalen Tropenarzt gegangen und habe mir dort ein Rezept für die Malaria Prophylaxe geben lassen. Diese Tabletten sind dort sehr viel günstiger gewesen, als wenn ich sie in Deutschland gekauft hätte. Und es war definitiv unproblematisch, sie zu bekommen.
Notfallpläne:
Informiere jemanden über deine geplante Route und bleibe in regelmäßigem Kontakt. Kenne die Notrufnummern der Länder, durch die du reist.
Das „InReach Mini 2“ Gerät von Garmin ist nicht nur ein Notfallsender per Satellit, sondern das Gerät trackt auch deinen Weg. Dein Weg kann so über eine URL per Browser von den Daheimgebliebenen verfolgt werden. Und du kannst sogar SMS oder Mails senden, wenn du z.B. Unterstützung benötigst und per Mobiltelefon kein Empfang möglich ist.
Mit der richtigen Vorbereitung wird dein Enduro-Abenteuer nicht nur sicherer, sondern auch spannender und erfüllender. Gute Reise und viel Spaß bei deinen Abenteuern!
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